Dienstag, 5. Juni 2018

SOLO: Zu durchschnittlich für STAR WARS? [REVIEW]

Können Star Wars an den Kinokassen überhaupt floppen? Diese Frage wird für Disney und Lucasfilm in den kommenden Wochen wohl sehr drastisch beantwortet bekommen, wenn die finalen Zahlen zum aktuellen Prequel Solo: A Star Wars Story vorliegen. Ist der Film denn tatsächlich so mies?


Information zum Film:
Originaltitel: Star Wars: A Star Wars Story
Kinostart: 31.05.2018 (GER)
Altersfreigabe: FSK 12
Länge: 135 Minuten
Genre: Sci-Fi/Abenteuer
Budget: ca. 250 Mio. US $
Regie: Ron Howard
Drehbuch: Lawrence & Jonathan Kasdan
Produktion: Kathleen Kennedy, Allison Shearmur & Simon Emanuel
Musik: John Powell & John Williams
Kamera: Bradford Young
Schnitt: Pietro Scalia

Cast (Rolle/Schauspieler):
Han Solo / Alden Ehrenreich
Tobias Backett / Woody Harrelson
Lando Calrissian / Donald Glover
Qi´ra / Emilia Clarke
Chewbacca / Joonas Suotamo
Val / Thandie Newton
L3-37 / Phoebe Waller-Bridge 
Dryden Vos / Paul Bettany
Enfys Nest / Erin Kellyman
... und viele mehr...

Kritik:
Die Antwort auf die Frage "ist der Film tatsächlich so mies?" lautet klar und deutlich nein. Im Vergleich zu den anderen Star Wars Filmen allerdings schneidet das Prequel nur etwas schwächer ab, als ursprünglich vermutet. Wenn man diesen Vergleich nicht zwingend sucht, sieht das Gesamtbild vielleicht ein wenig besser aus.

Rasante Geschichte
Solo ist von Beginn an recht rasant, ohne einen genaueren Rückblick auf dessen jüngere Geschichte zu werfen. Wir erfahren wie der junge Han auf dem Planeten Corellia seine Brötchen verdient und mit seiner Freundin Qui´ra zu flüchten versucht. Unter anderem erfahren wir auch, wie er zu seinem Namen kommt, wenngleich die Erklärung im Film relativ plump und einfallslos dargestellt wurde. Die Geschichte an sich verliert sich konsequenterweise nicht in irgendwelchen Zwischensequenzen und führt schon in den ersten Minuten einen Zeitsprung von drei Jahren durch.

Danach folgt ein Abenteuer auf das nächste, wobei Han Solo relativ viele "Freunde" kennen lernt und wieder verliert. Leider ist es durch eben diese rasante Erzählweise kaum möglich viel über Nebenfiguren zu erfahren. Wer also, wie in vorherigen Star Wars Filmen große Schlüsselmomente mit einzelnen Charakteren erwartet, wird hier leider enttäuscht. Der Fokus liegt hauptsächlich auf die Freundschaft mit Chewie und seiner Beziehung mit Qui´ra. Alle anderen tiefgreifenden Einzelgeschichten mit anderen Figuren werden nur schnell abgewickelt und wie im echten Gaunerleben im Laufe der Zeit vergessen. Trotzdem weicht die Geschichte nicht von seinem eigentlich Ziel ab, selbst wenn dafür die Charakterentwicklung der Nebenfiguren auf der Strecke bleibt.
Und irgendwie schafft es Solo im Nachgang doch irgendwie gerade durch seine Action - und die ist in großem Maas vorhanden - diesen Mangel immer wieder auszublenden.

Bild: Qui´ra trifft mal wieder auf Han Solo, nachdem sie sich drei Jahre lang aus den Augen verloren hatten. | Lucasfilm Ltd. and TM. All Rights Reserved.

Am Cast liegt es nicht!
Auch wenn im Vorfeld viel über Alden Ehrenreich als Han Solo gemeckert wurde, vermag man nach den 135 Minuten kaum zu sagen, dass man ihm diesen Charakter nicht abkauft. Selbst wenn die Messlatte die Harrison Ford in den ersten drei Star Wars Filmen gelegt hat, für in unüberwindbarer Höhe liegt. Das gute daran ist, dass Ehrenreich zumindest nicht den Versuch unternimmt Ford in jeglicher Form zu kopieren, sondern seine eigene Version auf die Leinwand inszeniert.
Ohnehin sind die wichtigsten Figuren im Film mit guten Darstellern besetzt. Sei es eine Emilia Clarke als Qui´ra, ein Donald Glover als Lando und ein Woody Harrelson als Tobias Backett. Allesamt machen ihre Sache gut und spielen ihre Rollen mit genügend Leidenschaft. Es sind vielleicht keine denkwürdigen Leistungen, aber auch nicht die die einen Kinoflop rechtfertigen würden. Schade ist es nur, dass die große Rivalität zwischen Han und Lando nur in einer sehr kurzen Zeitspanne auf die Leinwand gebracht wird. Viele eingefleischte Fans werden an dieser Stelle wohl leicht verbittert sein.

"Rechne damit, dass dich jeder betrügt"
Vor allem das letzte Drittel handelt Sinngemäß dem entscheidenden Zitat von Tobias Backett in den Trailern. Das Ende ist ein ständiges Lügen und Betrügen, dass sogar für die ein oder andere Überraschung sorgt, mit der man so als Zuschauer nicht gerechnet hat. Dieses Zitat könnte man ohnehin als zweite Überschrift nach dem Titel verwenden, da es wirklich das eine oder andere Mal sehr gut in Szene gesetzt wird. Wenn, wie bereits beschrieben, der Vergleich zu anderen Star Wars Filmen überblendet wird, so taugt Solo sogar als ein kleiner Sci-Fi Krimi mit dem Charme eines klassischen Westernfilms. Das zeigt vor allem die Szene mit dem Zugüberfall, die sowieso etwas untypisch für die ganze Reihe ist und hier den absoluten Höhepunkt des Films markiert. 

Bild: Han Solo und seine Freunde überfallen eine Zug. | Lucasfilm Ltd. and TM. All Rights Reserved.

Zu viel Star Wars in Solo?
Ein großes Manko der kompletten Filmsaga ist und bleibt das Franchise selbst. So kann weder Kamera, noch die Musik für etwas einzigartiges stehen und für Abwechslung sorgen. Einzelne Sets wirken beinahe wie ein immer wiederkehrendes Deja Vu im Star Wars Universum. Die Welten in Solo sind gleichfalls nichts außergewöhnliches, mit einer Ausnahme. Der bekannte und legendäre "Korsalflug" mit dem Millennium-Falken ist rein optisch das stärkste was Solo zu bieten hat. Und das dieser im Solo-Film natürlich nicht fehlen darf, konnte man sich schon denken.
Des Weiteren versucht Solo krampfhaft immer wieder eine Verbindung zu chronologischen Vorgängern, sowie Fortsetzungen zu präsentieren, obwohl die ganze Geschichte diese überhaupt nicht nötig hätte. Das paradoxe daran ist, das die Solo Story, womöglich eine bessere hätte werden können, wenn diese mehr unabhängig von Star Wars verliefe. Klingt sehr komisch und fast schon unmöglich, aber die oftmals zu übertriebene Verbindung zu anderen Geschichten hat diesem Prequel mehr geschadet, als Gutes bewirkt. 

Beinahe zu ernst
Wären da nicht die galanten Sticheleien zwischen Lando und Han, sowie die vielen Konversationen zwischen Han und Chewie nicht, wäre Solo beinahe ein etwas zu ernster Star Wars Film geworden. Als Zuschauer fragt man sich, wo der ganze Witz von Han Solo abgeblieben ist. Sehr oft bleibt eine komödiantische Einlage schlichtweg aus, was viele Star Wars Fans mit Sicherheit nicht freuen wird. Oftmals sind es nur die typischen und teilweise sarkastischen Sprüche die den Film prägen. Es mag zwar den Stil von Han Solo wiederspiegeln, aber für einen ordentliches Gelächter im Kino bleibt irgendwie keine Zeit. Und das trotz der überlangen Laufzeit von fast zweieinhalb Stunden. 

Bild: Han Solo und Chewie im Millennium-Falken. | Lucasfilm Ltd. and TM. All Rights Reserved.


Fazit:
Für den prognostizierten Kinoflop kann der Film wohl kaum verantwortlich gemacht werden, dafür ist er zu gut. Gute Effekte, viel Action, eine solide Story. Das alles sind keine Eigenschaften eines typischen Flops. Die Gründe liegen wo anders.  Der Film selbst hat jedoch auch einige Stellen, die ihn im Vergleich zu anderen Filme der Reihe schlechter abschneiden lassen. Darunter die zu große Anspielung auf die anderen Star Wars Geschichten, zu viele unbedeutende Nebenfiguren und der mangelhafte Anteil an einer Prise Humor. Kurz zusammengefasst: Gut, aber nicht gut genug für das Franchise!


MOVIE & MEDIA LION - BEWERTUNG

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