Freitag, 5. Oktober 2018

VENOM: Abgedreht und unterhaltsam [REVIEW]

Tom Hardy hat sich erneut eine auf den Leib geschnittene Figur für seine Filmbiografie ausgesucht. Seit dieser Woche ist er auf der Leinwand in die ziemlich groß gehypte Comicfigur Venom geschlüpft und zeigt erneut was ihn als Schauspieler auszeichnet.

© 2018 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH

Zum Trailer

Information zum Film:
Originaltitel: Venom 
Kinostart: 3.10.2018 (GER)
Altersfreigabe: FSK 12
Länge: 112 Minuten
Genre: Sci-Fi/Action
Budget: ca. 100 Mio. US $
Regie: Ruben Fleischer

Cast (Rolle/Schauspieler):
Eddie Brock aka Venom / Tom Hardy
Anne Weying / Michelle Williams
Carlton Draka aka Riot / Riz Ahmed
Donna Diego / Michelle Lee
Dr. Dora Skirth / Jenny Slate

Kritik:
Tom Hardy hatte in den letzten Jahren so einige große Rollen. Ob als Bane in The Dark Knight Rises erwies er sich als absolut ebenbürtiger Batman-Gegner. Im wahnsinnig erfolgreichen vierten Teil der Mad Max Reihe zeigte er, wie man mit wenigen Worten eine Figur noch authentischer wirken lässt. Und in The Revenant macht er dem späteren Oscar-Gewinner Leonardo Di Caprio das Leben als die Figur Hugh Glass zur Hölle. Nun bekam er in diesem Jahr die Gelegenheit eine der beliebtesten Marvel Antihelden zu verkörpern. Und seine Interpretation ist gut gelungen:

Tom Hardy verschmilzt mit der Figur
Was nach dem Kinobesuch von Venom sehr gut im Gedächtnis bleibt, ist das Zusammenspiel zwischen Eddie Brock und dem bösartigen Symbionten. Selbst wenn es zunächst eine Aneinanderreihung ungewöhnlich gefühlsarmen Ereignissen benötigt. Venom ist eine sehr starke Filmfigur geworden. Am Ende sogar um Längen besser, als das Debüt in 2007, wo Eddie Brock zur Witzfigur avancierte. Das große Problem das Venom zum damaligen Zeitpunkt hatte, war eben diese ikonische Figur namens Spider-Man, die fast jeden Gegner im dritten und letzten Teil der Sam Raimi Trilogie (2002-2007) so starrsinnig und stumpf wirken lies, dass diese Schurken nicht lange in Erinnerung blieben. Von diesem Problem ist 2018 keine Spur, da die Filmfigur Spider-Man gerade einen längeren Aufenthalt im äußerst erfolgreichen Marvel Cinematic Universe erlebt. Zeitgleich bedingt durch die Rechte an Venom, die momentan allein bei Sony liegen, konnte sich der diesjährige Venom in seinem eigenen Film komplett frei austoben, auch wenn die Origin-Story dafür geändert werden musste.

Bild: Eddie Brock bricht in die wissenschaftliche Einrichtung der Life Foundation ein. | © 2018 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH

Es ist genau diese Freiheit (nicht an die Person des Spider-Man gebunden zu sein) die Venom und vor allem Tom Hardy viel Spielraum für Entfaltung zuließen. Die Verbindung die wir als Zuschauer auf der Leinwand zu Gesicht bekommen ist zum Einen sehr unterhaltsam und auf gewisse Art und Weise sehr komödiantisch eingefangen. Man sieht es einfach sehr gerne wenn Eddie Brock mit dieser inneren Stimme kämpft, die er seit dieser unfreiwilligen Verbindung mit Venom nahezu bei jeder Gelegenheit hört. Das führt vor allem immer dann zu viel Witz, wenn der Smybiont mehr über den Menschen Eddie Brock in Erfahrung bringt. Dennoch hat auch dieser Film mit dem Einen oder Anderen Problem zu kämpfen.

Backstory stark zusammengefasst
Venom kämpft eigentlich schon Beginn mit einer relativ komprimierten und extrem eingeschränkten familienfreundlichen Story, die im Nachhinein stark geschadet hat. Die Handlung die zu 90% von dem Zerfall des Eddie Brock lebt, ist in der ersten viertel Stunde sehr knapp zusammengefasst. So knapp, dass uns als Zuschauer die Schicksalsschläge des Eddie Brock einfach nur kalt lassen. Weder den Verlust seines Jobs, noch die Trennung mit seiner Frau und der langsam heran schreitenden Armut dieses Charakters haben eine Wirkung erzielt. Diese Ereignisse werden Minute für Minute einfach abgearbeitet und ad acta gelegt. Die Handlung nimmt erst wieder richtig Fahrt auf, nachdem Eddie Brock und Venom zu einander finden. 


Bild: Eddie Brock (r., Tom Hardy in der Gewalt von Charlton Drake (l., Riz Ahmed). | © 2018 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH

Alle außer Tom Hardy sind ersetzlich
Einhergehend mit der stark gekürzten Story sind in Venom auch sehr viele austauschbare Charaktere in die Handlung integriert. Selbst Eddie Brocks Freundin Anne, gespielt von Michelle Williams,  ist durch ihre stereotypischen Dialoge einer Ex-Freundin kaum die Rede wert. Noch um einiges übler stößt hier ein echter 0815-Bösewicht namens Charlton Drake (Riz Ahmed) auf, der fast in klassischer Marvel-Manier sehr eintönig dargestellt wird. Es sind zwar relativ interessante Ansätze und Motive zu erkennen, die aber nicht die Zeit finden um sie richtig und vor allem logisch auszuführen.

Venom sieht einfach Spitze aus
Nach einer kleinen Phase von Eingewöhnung sieht Venom in seiner filmischen Version wirklich genial aus. Das Kostüm ist in manchen sehr düsteren Einstellung ein echter Blickfang, auch wenn nach der kompletten Handlung keine düstere Stimmung auf den Zuschauer überspringen mag. Nachdem Eddie die Kräfte erkennt die mit Venom auf ihn übergegangen sind, beginnt auch die Aciton, die bis auf den völlig Effekt überladenden Endkampf, ebenfalls zu den Stärken des Films zählt. Die Art und Weise wie gekämpft wird und die Verwandlung des schwachen und kämpferisch untalentierten Eddie in eine bösartige dunkle Kreatur machen im Nachgang genauso viel Spaß wie der ständig wiederkehrende Dialog zwischen Mensch und Symbiont.  Der bereits erwähnte Endkampf ist sichtlich überladen und extrem verschnitten. Alles was zuvor zwischen dem übermächtigen Venom und den hier chancenlosen Menschen stattfindet ist vielleicht keine Wucht, aber absolut unterhaltsame Action, die für Fans des Genres wie geschaffen sind. 

Bild: Venom verhindert einen Diebstahl in einem Verkaufsladen. | © 2018 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH

Fazit:
Venom ist keine Offenbarung für die zukünftige Ära der Antihelden,  zeigt eine relativ simple und normale Story mit austauschbaren Nebencharakteren, ist aber ein guter und vor allem sehr unterhaltsamer Actionfilm, mit einem erneut hervorragend agierenden Tom Hardy. Dieser verleiht Stimme, Körper und Seele an eine Figur, die nach dem Film noch um einiges beliebter sein wird, wenn man den Zugang dazu findet. Die Interpretation von Venom ist den Erwartung entsprechend. Wie gesagt kein Antihelden-Meisterwerk, aber durchaus guter Auftakt für ein eigenes Sony-Franchise rund um zwielichtige Figuren die gerne über die Strenge schlagen. Und es heißt (ebenfalls Marvel typisch) wieder einmal sitzen bleiben. Es warten zwei Credit Scenes auf euch. 

MOVIE & MEDIA LION - BEWERTUNG

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