Sonntag, 14. Mai 2017

GET OUT: Gar nicht so fern vom Realismus [REVIEW]


Die große Frage die sich zu diesem Film stellt, ist tatsächlich, in welchem Genre man Get Out überhaupt einordnen kann? Einen so einzigartigen Mix hatten wir zuletzt nur beim Psycho-Thriller Split erlebt. Und wie wir alle wissen, kam James McAvoys Darstellung als Psychopat mit 23 Persönlichkeiten überraschend gut an. 
Ich würde nicht übertreiben, wenn ich behaupte, dass man diese beiden Filme wirklich auf eine Ebene stellen kann. Psycho, Thriller, Horror und auch ein kleiner Schwenk Richtung Mystery. Alles ist vorhanden in diesem amerikanischen Überraschungshit. Doch wie fällt er insgesamt aus?


Wie üblich könnt ihr euch im Vorfeld noch einmal den Trailer ansehen:


Video von: KinoStarDE

Information zum Film:
Kinostart: 4. Mai 2017 (GER)
Altersfreigabe: FSK 16
Länge: 104 Min.
Genre: Superhelden/Action
Budget: 4,5 Mio. $
Regie: Jordan Peele
Drehbuch: Jordan Peele
Produktion: Jason Blum, Edward H. Hamm Jr., Sean McKittrick;
Musik: Michael Abels
Kamera: Toby Oliver
Schnitt: Gregory Plotkin

Cast (Synchro/Rolle):
Daniel Kaluuya / Chris Washington
Allison Williams / Rose Armitage 
Catherine Keener / Missy Armitage
Bradley Whitford / Dean Armitage
Caleb Landry Jones / Jeremy Armitage
Keith Stanfield / Andrew Logan King
Stephen Root / Jim Hudson
Lil Rel Howery / Rod Williams
Erika Alexander / Detective Latoya
Betty Gabriel / Georgina

Handlung:
Der afroamerikanische Fotograf Chris Washington wird zu dem Elternhaus seiner Freundin Rose eingeladen. Er erfährt, dass Rose Eltern nicht nur ein großes Anwesen besitzen, sondern auch zwei schwarze Bedienstete (einen Gärtner und eine Haushälterin). Bei einer Veranstaltung bemerkt er, dass das Verhalten der Bediensteten und anderen afroamerikanischen Gäste merkwürdig ist. Auch die komplette Gesellschaft vor Ort wirkt mehr seltsam als Schwarzen gegenüber wohlgesinnt. Der nunmehr verängstigte und isolierte Chris will den Ort verlassen, findet aber heraus, das die Familie Armitage ein abscheuliches Geheimnis hat. Es beginnt der Kampf um den Weg hinaus...

 +++Diese Filmkritik ist spoilerfrei+++

Meine Kritik: 
Wer hier einen reinen Horrorfilm erwartet, wird leider enttäuscht werden. Ich hätte es womöglich gleich im Vorfeld sagen können, als ich hörte das ein größeres Filmstudio hinter Get Out die Fähden zieht. Klar, dass was wir im Trailer vorgezeigt bekommen ist hauptsächlich Psycho, die Cover allerdings wirken zunächst wie ein reiner Horror-Blockbuster. Schlussendlich ist es ähnlich, wie oben schon gesagt, wie Split. Erfolg erzielst du nur, indem du diese Genre mit eineinender in einen Mixer steckst. Trotz, dass vieles was aus dem Mixer kommt einen teilweise komischen Beigeschmack hat, wird man bei Get Out definitiv nicht enttäuscht.
Zunächst einmal, haben wir einen geschichtlichen Hintergrund - Rassenhass und Sklaverei - der in diesen Psycho-Thriller mit eingebunden wird. Get Out bedient zwar auch viele Klischees was dieses Thema anbietet, dennoch können wir, die Zuschauer, gut mit Chris mitfühlen. Denn mit dem Fortschritt der Story, die lange Zeit auf den Twist verzichtet, wird der Hauptcharakter immer zurückgezogener. Letztlich als Chris dann ganz alleine steht, offenbart sich das komplette Geheimnis der Armitages. Auch der Twist der Geschichte ist so überraschend, wie auch unerwartet. Die Frage - Wer ist eigentlich der große Antagonist? - wendet sich innerhalb eines Augenblicks um 180°. Der Zuschauer wird hier, und das mag ich auch so an solchen Filmen, lange Zeit auf eine falsche Fährt geführt.

Also was sind denn nun seine Stärken?
Zu aller erst sind psychischen Elemente bei Get Out enorm gut dargestellt. Die Story versucht an sich auch, so weit wie möglich am Realismus anzugrenzen. Wir haben hier kaum Einbindung von visuellen Effekten. Diese gehen vermutlich sogar fast gegen Null. Und wozu auch? Wenn man einen Horrofilm produziert, spielen die Effekte natürlich eine große Rolle. Aber wenn komplett darauf verzichtet wird, ist das erstens kein reiner Horror, zweitens vielleicht auch gar nicht so schlecht. Denn das was mit Split gestartet hat, ist möglicherweise eine Entwicklung in die bestmöglichste Richtung. Klar, die Horror-Elemente sind auch bei Get Out anwesend, nur werden sie hier nicht zu inflationär verwendet, wie bei sonstigen Filmen in dem Genre.
Was auch noch für Get Out spricht, ist ein saubere Ausgewogenheit von Action, Nervenkitzel und die Charakterdarstellung. Jeder bleibt wirklich innerhalb der eigenen Rolle und offenbart im Laufe der Geschichte seinen eigentlichen Zweck (gilt vorwiegend für die komplette Familie Armitage). Der daraus resultierende Schlussakt, der mit vielen brutalen Szenen sehr blutig beendet wird, hat ebenfalls einige Momente was die Altersfreigabe von FSK 16 rechtfertigt. Bis zum Schluss versucht Get Out nah an der Realität zu bleiben. Bis auf einige wenige Szenen gelingt das ziemlich gut.

Hat er denn nennenswerte Schwächen?
Ja, auch einige Punkte stehen auch auf der Negativseite zu Buche. Diese hängen vor allem in der Schlussviertelstunde fest. Der Endkampf zwischen Protagonist und Antagonisten ist mir schlichtweg zu einheitlich. Hier geht viel an Spannung verloren, da Chris zu diesem Zeitpunkt, aus welchem Grund auch immer fast schon übermächtig wird. Man sollte dabei bedenken, er ist über längere Zeit an einen Stuhl gefesselt und den psychischen medial dargestellten Kurzfilme ausgesetzt. Jeder mag denken, was er will, aber wenn man psychisch als auch physisch stark angeschlagen ist, tanzt man eben nicht so einfach durch die feindlichen Linien. Auch wie die ganze Szenerie am Ende aufgelöst wird, ist nicht gerade ein Augenschmaus. Es gibt tatsächlich nichts langweiligeres als ein Verkehrspolizist, der seinen besten Freund rettet und den Film mit einem typisch schwarzen Slang abschließt.

Fazit:
Alles in Allem ist man in Get Out gut aufgehoben, wenn der Zuschauer sich auf einen gut erzählten und mit Nervenkitzel gepackten Film einstellt. Wie jetzt bereits öfters erwähnt, reiner Horror bleibt hier auf der Strecke, aber das macht den Film wirklich besser, als wäre rein darauf aus, seine Zuschauer zu schocken. Ich selbst finde diesen Mix, der hier produziert wurde als eine überaus gute und vielleicht sogar entscheidende Idee auf der Ebene der Psycho-Thriller. Selbstverständlich kein perfekter Film, aber in einem Zeugnis sicherlich eine gute zwei. Der Film hat nicht umsonst, nach zwei Wochen über 200 Mio. Dollar an den Kinokassen eingespielt.


MOVIE & MEDIA LION - BEWERTUNG



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