Freitag, 17. November 2017

DETROIT: Zeit für die Wahrheit! [REVIEW]

Mit Detroit haben wir endlich mal wieder ein Film, der auf wahren Begebenheiten beruht. Hierfür wurde eine der dunkelsten Stunden in der amerikanischen Geschichte gewählt. Die Bürgeraufstände aus dem Jahr 1967, die sich in diesem Jahr zum 50. Mal jähren.  

⏬ Trailer

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Information zum Film:
Offizieller Titel: Detroit
Kinostart: 23.11.2017 (GER)
Altersfreigabe: FSK 12
Länge: 134 Min.
Genre: Thriller/Drama
Budget: 34 Mio. $
Regie: Kathryn Bigelow
Drehbuch: Mark Boal
Produktion: Kathryn Bieglow, Mark Boal, Matthey Budman, Steven DeRoch, Megan Ellison & Colin Wilson
Musik: James Newton Hotward
Kamera: Barry Ackroyd
Schnitt: Willam Goldenberg & Harry Yoon

Cast (Rolle/Schauspieler):
Melvin Dismukes / John Boyega
Philipp Krauss / Will Poulter
Larry Reed / Algee Smith
Carl Cooper / Jason Mitchell
Auerbach / John Krasinski
Greene / Anthony Mackie
Karen / Kaitlyn Dever
Ashley / Samira Wiley
Julie / Hannah Murray
Demens / Jack Reynor
Fred Temple / Jacob Latimore
Michael / Malcolm David Kelley
Coyners / Laz Alonso
Aubrey Pollard / Nathan Davis Jr.
Detective Thompson / Chris Coy
Aubreys Vater / Gbenga Akinnage

Kritik:
Filme wie Detroit, die auf einer wahren Begebenheit beruhen, finden an den Kinokassen leider nicht so viel Anklang. In diesem Jahr sind die meisten leider richtig böse (Box Office-) Flops geworden. Detroit stellt da aktuell noch keine Ausnahme dar. Aber zunächst einmal zu den eigentlichen Kritikpunkten:

Schauspielerisch hervorragend
Dem gesamten Cast merkt man an, dass er das Thema vom Film vollkommen verinnerlicht hat. Allen voran leistet John Boyega, als Melvin Dismukes, eine exzellente Darbietung. Ebenfalls muss man Will Poulter hervorheben, der durch seine Intensität in der Rolle als Hauptantagonist in gleichem Rahmen brilliert.
Über die komplette Laufzeit hindurch wird uns aber auch klar, dass es nicht um zwei Hauptfiguren geht, sondern um alle Charaktere. Im Hauptteil wird keiner der gerade genannten Figuren besonders hervorgehoben. Der komplette Cast muss herhalten, damit der Zuschauer ein Auge auf beide Seiten, also Schwarz und Weiß, werfen können. Dadurch erst entsteht eine sehr emotionale Bindung zu den einzelnen Charakteren, die keinerlei ausgedehnte Hintergrundgeschichte benötigen. Hier reicht schon allein der Zeitpunkt in dem sich das finstere Szenario abspielt, als eigentliches Kernelement. Im Jahr 1967 arten diese lang angestauten Rassenfeindlichkeiten aus und führen zu einer der schlimmsten Unruhen der USA. Dem Cast gelingt es, dieses Bild sehr gut einzufangen und gleichzeitig dafür zu sorgen das der Zuschauer über die Ereignisse ins Grübeln kommt.

Bild: Greene (Anthony Mackie) ist einer der Hotelgäste, der dort den Psycho-Terror der Polizisten ertragen muss. | © 2017 Concorde Filmverleih GmbH

Beginn und Ende ziehen sich
Was man vielen Filmen aus 2017 ankreiden muss, ist deren Länge. Auch Detroit fällt in dieses Schema zu Beginn und zum Ende des Films hinein. Mit über zwei Stunden ist der Film in seiner Erzählweise zu lang gestreckt. Eine halbe Stunde kürzer, wäre möglicherweise kein falscher Zug gewesen. Vor allem der Schlussteil mit der Entwicklung der Band zog sich verhältnismäßig lange hin und richtete sich nicht unbedingt an die Geschehnisse des Hauptteils.
Als Zuschauer wartet man für den Mittelteil und dessen vorherigen Twist ebenfalls sehr lange. Zu Beginn mag der Film noch sehr zäh wirken, doch mit dem Plot-Twist fährt Detroit schlagartig drei Gänge höher. In diesem Teil liegen seine größten Stärken. Mit der intensiven Darstellung der Charaktere findet der Zuschauer schnell wieder Gefallen an der kompletten Handlung. Trotzdem ist das langsame Aufbauen dieser Story mit Sicherheit nicht jedermanns Sache. Diese Parts sorgen gleichzeitig dafür, dass nach und nach eine gewisse Spannung verloren geht. Zwar nicht zur gesamten Laufzeit, aber gerade an dessen wichtigsten Stellen.

Kamera und Setup verstärken das Chaos
Mit einer wackelnden Kamera, sowie den verwüsteten Stadtgebieten liefert Detroit einen nahezu makellosen Einblick in das damalige Chaos. Viele Zooms und Schnitte sorgen dafür, dass dem Zuschauer die verzweifelten Gesichtsausdrücke der "Gefangenen" nicht entgehen. Diese Einstellungen vermag nicht jeder Film so einzufangen, doch Detroit gelingt genau dies besonders im spannenden Hauptteil seiner Geschichte. In einem Drama, mit leichten Trhiller-Elementen, mag dieser Kamerastil vielleicht nicht zu hundert Prozent hineinpassen, doch es wirkt weder aufdringlich noch überladen. In seinen ruhigen Szenen verzichtet man dementsprechend auf diese Mittel, sodass andere Schnitte gut eingefangen werden.

 Bild: Philipp Krauss (Will Poulter) tyrannisiert seine "Verdächtigen" vor allem mit Psycho-Spielchen. | © 2017 Concorde Filmverleih GmbH

Eine komplett andere Zuschauerbindung
Detroit mag vielleicht nicht der spannendste Film des Jahres sein, doch gelingt ihm ein ganz besonderer Punkt: Die Zuschauerbindung. In dem er ein ganz heikles Thema vor Augen führt, verhilft er sogar in gewisser Art und Weise spezielle geschichtliche Ereignisse zu hinterfragen. Wie hätte man sich zu der damaligen Zeit verhalten? Welchen Einfluss hätte dieses grauenvolle Ereignis auf die eigene Person? Wie geht man als Opfer damit um?
Es sind viele Fragen die man sich nach diesem Film stellen könnte, und dennoch hätte man nicht ansatzweise stichhaltige Antworten parat, da wir zur heutigen Verhältnissen in einer etwas aufgeklärteren Zeit leben. Das Verhalten der Leute, allen voran der Polizei und Nationalgarde, in den 60ern mag für viele Zuschauer äußerst makaber und fragwürdig erscheinen. Leider war es damals, so erschreckend es klingt, normal.

Fazit:
Detroit ist war lange auf der Schwebe zu einem langsam erzählten Drama, doch gelingt es ihm in seinem Mittelteil eine Kehrtwende zu vollziehen und den Zuschauer an den Geschehnissen von vor 50 Jahren Teil haben zu lassen. Das Historiendrama mit Thriller-Elementen ist aufgrund seiner Erzählweise, sogar ein Anwärter für die kommenden Oscars. Vorgeschlagen wurde er für die Kategorien Bester Film, sowie für den Besten Hauptdarsteller (John Boyega). Schauen wir mal ob sich dieser Vorschlag am Ende durchsetzt. Der komplette Cast wird sehr gut in Szene gesetzt, ohne dass einer der Charaktere besonders hervorsticht. Dieses Merkmal sorgt dafür, dass wir die Eindrücke aus diesem dunklen Kapitel der Geschichte besonders gut einfangen können. Detroit mag viele eher langweilige Elemente beinhalten, aber er gehört definitiv zu einer der besten Filme mit historischem Hintergrund in diesem Jahr.
 MOVIE & MEDIA LION BEWERTUNG


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