Sonntag, 20. Mai 2018

DEADPOOL 2 witzelt über die Konkurrenz [REVIEW]

Wer gerne sieht wie ein Film die komplette Filmindustrie auf die Schippe nimmt, ist bei Deadpool 2 goldrichtig. Ryan Reynolds hat mit seiner zweiten Interpretation des Antihelden Deadpool erneut äußerst viel Sarkasmus an den Tag gelegt und nicht nur die X-Men sehr humoristisch durch den Dreck gezogen. Vor der Review nochmal ein kurzer Einblick in den Film: ⏬

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Information zum Film:
Originaltitel: Deadpool 2
Kinostart: 17.05.2018 (GER)
Altersfreigabe: FSK 16
Länge: 119 Minuten
Genre: Action/Komödie
Budget: ca. 110 Mio. US $
Regie: David Leitch
Drehbuch: Rhett Reese, Paul Wernick & Ryan Reynolds
ProduktionSimon Kinberg, Ryan Reynolds & Lauren Shuler Donner
Musik: Tyler Bates
Kamera: Jonathan Sela
Schnitt: Dirk Westervelt, Craig Alpert & Elisabet Ronaldsdóttir

Cast (Rolle/Schauspieler):
Wade Wilson aka Deadpool / Ryan Reynolds
Nathan Summers aka Cable / Josh Brolin
Russel Collins aka Fire Fist / Julian Dennison
Domino / Zazie Beetz
Colossus / Stefan Kapicic
Negasonic Teenage Warhead / Brianna Hildebrand
Vanessa / Morena Baccarin 
Dopinder / Karan Soni
Weasel / T.J. Miller
Blind Al / Leslie Uggams
... und viele mehr...

Kritik:
2016 überraschte und Ryan Reynolds erstmals mit seiner Neuinterpretation des Großmauls Deadpool. 2009 hatte er bereits diese Figur in X-Men Origins: Wolverine verkörpert. Da er allerdings in diesem Film mehr zu Witzfigur mutierte, war eine Wiedergutmachung fällig. Mit dem ersten Teil ist das eindrucksvoll gelungen. Letztlich wurde dieser sogar zum erfolgreichsten R-Rated Film aller Zeiten. Auch sein Nachfolger steht dem im Nichts nach und ist in einigen Punkten sogar besser.

Action ohne Ende
Das Deadpool mittlerweile auch für Action der etwas blutigeren Art steht, ist längst kein Geheimnis mehr. Dennoch verspürt man gerade in diesem zweiten Teil, dass hier von Beginn an ein etwas anderer Wind weht. Auf dem Regiestuhl nahm dieses mal David Leitch Platz, der unter anderem den ersten Teil von John Wick als Referenz innehat. Es fällt sehr schnell ins Auge, dass die Kämpfe dieses mal eine wesentlich bessere Choreografie besitzen, als im ersten Teil. Verzichtet wird hier und da  vor allem auf Zeitlupeneffekte, die im ersten Teil einen höheren Stellenwert hatten. Hinzu kommt ein Bösewicht - am Ende sogar eher Antiheld - der ebenfalls eine Verbesserung zu dem aus 2016 stammenden Ajax darstellt. Cable bekommt vielleicht nicht gerade die Screentime, die nötig ist, um eine gewisse Tiefe für die Figur zu erzeugen. Erhält aber im Gegenzug eine weitaus bessere und interessantere Geschichte.
Die Kämpfe an sich lassen niemals lange auf sich Warten, sodass hier auch wirklich jeder Fan von Actionfilmen wunderbar bedient wird. Knallhart, skurril und natürlich auch sehr daneben. Aufgelockert mit einer Prise Humor ist Deadpool 2 eine zweistündige Actionkomödie, die vor allem durch seine Selbstironie glänzen kann.

Bild: Cable reist in die Vergangenheit um den Tod seiner Familie zu verhindern. | © 2018 Twentieth Century Fox

Deadpool nimmt die Filmlandschaft auf die Schippe
Über den Humor von Deadpool 2 lässt sich natürlich streiten. Es ist eben nicht jedermanns Sache, dass jeder zweiter Gag deutlich unter die Gürtellinie geht. Dennoch verwöhnt uns der schrille Held im roten Ganzkörperanzug mit so viel Witzen über aktuelle Filme, Studios oder fiktiven Figuren, wie kein Zweiter. Dank dem Durchbrechen der 4. Wand (kommunikative Ebene mit dem Publikum) bleibt kein aktueller Blockbuster verschont. Das ging anscheinend sogar soweit, dass Disney sich bei der Produktion einmischen musste, um einen bestimmten Gag zu verhindern, der selbst dem Filmstudio zu weit ging. Das sagt doch schon fast alles.
Problem bei der Sache ist allerdings, dass neutrale Besucher mit weniger Kenntnissen über aktuelle Filme außen vor stehen und viele der Gags wohl oder übel erst nach selbständiger Recherche verstehen werden. Dennoch gibt es Momente, wo sich der Zuschauer nahezu kaputt lachen könnte. Aber wie gesagt, Voraussetzung dafür ist das man diesen Humor zugetan ist. Das mag nicht auf jeden zutreffen, aber die Scherze garantieren für viel Unterhaltung.  

Bild: Deadpool gründet die die X-Force. | © 2018 Twentieth Century Fox

X-Force oder doch Alleingang?
Wie man schon im Trailer erkennen konnte, wird Deadpool im Film keinen Alleingang wagen, um die Pläne von Cable zu vereiteln. Wer allerdings darauf hofft einen waschechten Superhelden-Clash mit der selbst ernannten X-Force zu sehen wird schnell eines Besseren belehrt. Leider dient der Auftritt dieser Truppe eigentlich nur zur Belustigung und dem ein oder anderen lustigen Cameo. Bis auf Domino haben wir wirklich überhaupt keine genauen Einblicke auf die Mitglieder dieser Gruppierung. Die X-Force ist also nur Mittel zum Zweck, um auf eher unbekanntere Mutanten aufmerksam zu machen. Und ist zeitgleich auch für den größten Lacher in zwei Stunden verantwortlich. 
Bei den Charakteren haben wir also große Lücken in der Gesamtheit des Casts. Von wichtig bis unbedeutend klafft aufgrund dieser einen komplett verrückten Szene eine riesiges Loch, dass dem Ganzen ein eher fragwürdigen Beigeschmack zurücklässt. Aber wir reden hier schließlich von Deadpool. Es ist von vorne herein klar, dass hier nicht alles Hand und Fuß hat. Im wahrsten Sinne des Wortes.  

Alte Schwächen und typische Stärken
Die Schwächen von Deadpool liegen wie schon zuvor eher in einer nicht gut ausgereiften Story. Zum Vorgänger ist diese zwar minimal besser, aber dennoch verbesserungsfähig. Das gute daran ist, dass der Film sich im Grunde selbst darüber lustig macht und sich damit jeder Ernsthaftigkeit entzieht. Konsequent weitererzählt wird schließlich nicht, aber dafür bleibt eigentlich neben der groß ausgelegten Gagdichte überhaupt keine Zeit. Selbst die Tarnung als eine Art "Familienfilm", zeugt schon davon, wie sehr dem Film eine gute Geschichte letztlich egal ist. Der Witz steht einfach zu sehr im Vordergrund.
Wie üblich leben Superheldenfilme nicht unbedingt von einer gut ausgedehnten Story, sondern von gelungenen Effekten und gutem Schnitt. Deadpool 2 stellt hier ebenfalls keine Ausnahme dar. Nur mit dem Zeitreisenden Cable scheint es am Ende mit den Effekten etwas zu viel des Guten gewesen zu sein. Aber auch darüber witzelt Deadpool bereits im Film und in den Trailern zu Genüge. Stichwort: Metallarm!

Bild: Wade zieht zwangsweise bei seiner alten Freundin Al wieder ein. | © 2018 Twentieth Century Fox

Geniales Marketing
Es gibt kaum eine Filmfigur die es im Vorfeld so gut versteht seine Zuschauer mit seinem eigenartigen Humor in den Bann zu ziehen, wie Deadpool. Es müssen Clips mit David Beckham und Celine Dion gemacht werden! Warum weiß eigentlich keiner, aber es hat eben diese fantastische Wirkung, die man bei sonst keiner fiktiven Figur wiedererkennt. Man lacht also bereits vor Kinostart über die Witze und den Charme Deadpools. Die kurzen Einblicke sorgen für viel Interesse und haben mit Sicherheit den ein oder anderen Zuschauer mehr ins Kino gelockt. 

Fazit:
Deadpool 2 ist eine Fortsetzung die sich auf jeden Fall lohnt und nichts von seiner alten Stärke verloren hat. John Wick, Star Wars, die X-Men, der Großteil von der Filmlandschaft in dieser Größenordnung wird so sehr durch den Dreck gezogen, dass man einfach nur noch lauthals darüber lachen kann. Sogar die Beziehung zwischen Cable und Deadpool ist vor allem dem Ende hingegen wahnsinnig lustig. Natürlich sind nicht alle Charaktere von Belang und am Ende sogar reine Verschwendung. Dennoch wird alles äußerst humoristisch eingefangen, selbst jeder noch so kleiner Augenblick.
Wer also bereits den ersten Deadpool-Film geliebt hat, wird den zweiten Teil ebenfalls lieben. Jeder der allerdings sich nicht mit Deadpool an sich anfreunden konnte, wird auch mit Teil 2 so seine Schwierigkeiten haben. Es ist und bleibt eine Figur die nicht für jedermanns Humor geeignet ist.  


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