Es ist schon wieder soweit. Der Walking Dead Ableger Fear The Walking Dead verabschiedet sich mit dem gestrigen Mid-Season Finale in die Sommerpause verabschiedet. Und der erste Part der neuen, bereits vierten Staffel, hat definitiv die Fans gespalten.
Bild: Madison steht im Staffelfinale noch einmal im Vordergrund. | AMC
ACHTUNG! Diese Kritik enthält SPOILER!
Warum diese Erzählweise?
Leider legt Fear The Walking Dead schon zu Beginn der Staffel viele Eigenschaften ab, die vor allem Staffel 3 so stark gemacht haben. Im Grunde hat man für diese Staffel die seit 2015 eingesetzte und relativ simple Erzählweise der gesamten Handlung komplett ersetzt. Zuvor hatte Fear The Walking Dead sich auf mindestens drei bis vier Hauptcharaktere beschränkt und quasi gesamte Story vorangetrieben haben. Es wurde ein Handlungsstrang fast in jeder Episode (mit wenigen Ausnahmen) konsequent fortgesetzt, sodass auch wirklich jeder Zuschauer diesem folgen konnte. Die Umstellung auf zwei Handlungsstränge in unterschiedlichen Zeitlinien, nämlich Gegenwart und Vergangenheit, sorgt schon in den ersten beiden Episoden für Schwierigkeiten. Schnell verliert auch der hart gesonnene Fear-Fan die Orientierung. Der einzige Anhaltspunkt den man in der vierten Staffel hierfür hat, ist der Einsatz von farblichen Effekten. Während die "heile" Vergangenheit, wo sich die Clarks in Sicherheit wähnen, in leuchtenden Farben abspielt, wird die Gegenwart eher düster und in dunklen Farben dargestellt. Es mag eine intelligente Hilfestellung sein, aber unterschiedliche Zeitlinien gehören trotzdem nicht zu den Stärken der Serie.
Staffel 3 findet keine Berücksichtigung
Letztlich bleiben viele Fragen aus der dritten Staffel in der Handlung außen vor. Wie haben sich die Clarks wieder gefunden? Wo ist Daniel? Wie gelang der Gruppe die Flucht nach Texas? Diese Fragen und mehr werden schlicht überhaupt nicht eingebunden bzw. nicht beantwortet. Und nicht nur das! Die Clarks haben schon alles aufgebaut und Leute gefunden, die sich voll und ganz ihnen untergestellt haben, obwohl wir aus jüngerer Vergangenheit wissen, dass die Familie mit solchen Vorhaben bislang wenig Erfolge hatten. Die Entwicklung zu echten Anführern einer Gemeinschaft, ja fast schon einer ganzen Stadt, wird ebenfalls nicht dargestellt. In vorherigen Staffeln hatte sich die Familie auf sich selbst beschränkt. Alle anderen, die nicht zum engsten Kreis gehörten, waren folglich nicht wichtig und nun scheint Zusammenhalt, sowie Menschlichkeit in den Vordergrund gerückt zu sein. Klar, dieser Sinneswandel sollte wichtig sein, doch wird auch dieser ohne jeglichen Rückblick darauf, einfach vorgegeben und nicht erläutert. Fans waren bisher gewohnt den Kampf der Familie von Folge zu Folge zu beobachten. Nun wird, ähnlich wie bei der Mutterserie aktuell, eine komplette Stadt mit einbezogen. Auch das gehört nicht zu den Stärken von Fear The Walking Dead.
Bild: Eine Verstärkung oder nur eine Ablenkung. Die Neuen in Fear The Walking Dead Al (l.) und Jon (r.) | AMC
Was ist mit den "Neuen"?
Während man schmerzlich feststellt, dass alle bekannten Figuren schon fast wie Fremdkörper in dieser Staffel wirken, sind die neu eingeführten Charaktere ausreichend gut in die Handlung eingebunden und in Szene gesetzt worden. Vor allem Althea ist zu ihrer eigenen Überraschung so stark in die Geschehnisse verwickelt, dass ihr Charakter im zweiten Part eine etwas wichtigere Rolle einnehmen könnte. Auch Jon und Morgan, die sich nach und nach zu heimlichen Helden der Staffeln entwickelten, haben sich gut eingefügt. Die Entwicklung ihrer Beziehung ist bis dato einer der positiven Aspekte. Das Zusammenspiel dieser Figuren passt einfach. Dagegen ist die nunmehr undurchschaubare Laura, ähh Naomi, Nein warte, June war der richtige Name, immer noch ein sehr fragwürdiger Charakter mit sehr vielen fragwürdigen Momenten ist. Bislang bestand ihr Auftritt daraus, aus jeder erdenklich schwierigen Lage schnell zu flüchten. Solche Figuren sterben bekanntlich als erstes, aber hier hat man wohl eine Ausnahme gemacht.
Wer sind den jetzt die Gegenspieler?
In den vorherigen Staffeln sind die Clarks stets auf Konfrontationskurz geraten. Ob an Land, auf See, in der Wüste. Nahezu überall waren Gegner zu finden, die es den Clarks häufig sehr schwer gemacht haben. Was Staffel drei mehrfach sehr genial in Szene setzte, nämlich den geschickten Wechsel zwischen Freund und Feind, hat die vierte Staffel bis hierhin verloren. Die s.g. "Aasgeier" sind ebenso ersetzbar, wie eigentlich harmlos. Warum die Clarks vor dieser Herausforderung so zurückschreckten ist leider nicht zu erklären. Feinde wie, ein Indianerstamm, eine skrupellose Militärtruppe oder Piraten wurden ohne viel Bedenken schnell bekämpft. Vor den "Aasgeiern", deren einzige Stärke die Zombies selbst sind, erstarrt das sonst so kämpferische Ensemble rund um Madison in großer Ehrfurcht. Am Ende ist die Furch so groß, dass man eine Belagerung des Stadions, ohne Gegenaktionen, über sich ergehen lässt. Nun ja, dass war wohl keine Sternstunde der Clarks.
Bild: In der vierten Staffel wird es des Öfteren sehr unangenehm und eklig. | AMC
Action gibt es genug
Selbst wenn es viel zu häufig zu sehr ruhigen Momenten in Fear The Walking Dead kommt, vergisst Staffel vier nicht das, was die Serie so groß gemacht hat. Die knallharte Zombie-Action! Im Vergleich zur dritten Staffel fällt diese zwar etwas schwächer aus, ist aber dennoch in ordentlichem Maß vorhanden. Die Pausen dazwischen sind da wohl eher das Problem. Vor allem die zwischenmenschlichen Handlungen folgen immer dann, wenn sie am unpassendsten sind.
Vor allem die letzten beiden Episoden haben es noch einmal gewaltig in sich. Es folgen Konflikte, von denen man nicht erwartet, dass sie ausbrechen. Ganz besonders Alicia verliert die Beherrschung. Und man kann es ihr nicht mal verübeln so zu handeln wie sie es am Ende tut. Sie ist eben jene Person, die fast alles verloren hat. Mit Nick, ihren Bruder, und wie wir mit dem Mid-Season Finale nun erfahren haben auch ihre Mutter Madison.
Staffel vier präsentiert - wenn auch nicht immer fehlerfrei - eine ordentliche Prise an geballten Actionszenen, die sehr unterhaltsam sind. Jede Figur darf sich mehrfach unter Beweis stellen. Was leider noch fehlt, ist eine Figur die durch besonders krasse Aktionen hervorsticht. Ein Daniel Salazar, oder ein Troy aus der dritten Staffel hatten des Öfteren allen Anderen gleich mehrfach die Show gestohlen.
Denkwürdige Abgänge?
Wichtige Figuren sind mit dem ersten Part von uns gegangen. Darunter Publikumsliebling Nick, der für das Finale von Staffel drei einläutete und Madison, die mittlerweile das Aushängeschild der Serie ist. Für beide gab es zwar einen Abschied, der unter die Haut geht, aber trotzdem noch schöner hätten gestaltet werden können. Zweifelsohne wurden die Abgänge mit viel Dramatik eingefangen. So wird Nick, von der kleinen Charlie erschossen, die er mittlerweile ins Herz geschlossen hatte. Und Madison opferte sich zeitlich davor für die fliehenden Bewohner, zu denen u.a. noch Nick, Alicia, Luciana und Viktor zählten. Dennoch wirkt besonders das Ableben von Nick nicht heroisch genug für seine Figur. Als Fan allerdings wird es sehr schwer sein sich von beiden zu verabschieden. Diese Tode werden noch lange die Handlung beeinträchtigen. Es stellt sich natürlich jetzt die Frage, wer nun in den Vordergrund rückt? Logisch wäre eigentlich nur Alicia. Doch ob der Charakter schon ausgereift genug ist das Zepter für die Show zu übernehmen bleibt fraglich.
Bild: Vor allem Nicks Tod sorgt für viel Anteilnahme unter Fear The Walking Dead Fans. | AMC
Zwischenfazit zur 4. Staffel:
Leider lässt Fear The Walking Dead mit seiner aktuellen Staffel vieles vermissen, was die Ablegerserie einst so stark gemacht hat. Vor allem in seiner Erzählung hat Staffel 4 sehr starke Defizite. Die Handlung wird nicht, wie in den Staffel zuvor, nicht konsequent weitererzählt und erzeugt vor allem durch das ständige Wechseln von Vergangenheit und Gegenwart für zu wenige spannende Momente. Richtig Gänsehaut erleben wir nur mit den traurigen Abgängen von Fear The Walking Dead "Urgesteinen" Madison und Nick.
Die Einführung von Morgan, der am Ende sogar in irgendeiner Form alles zusammenhält, ist vielleicht doch nicht so verkehrt, wie nach den ersten Folgen angenommen. Mittlerweile hat er sich eingelebt und wieder zu sich selbst gefunden.
Zur vorherigen Staffel fällt das Gesamturteil nach acht Episoden somit zunächst schwach aus. Dem letztjährigen Mid-Season Finale hat das diesjährige nichts entgegen zu setzen. Auf alle acht noch kommenden Episoden können wir nur auf Besserung hoffen.
MOVIE & MEDIA LION - (ZWISCHEN-)WERTUNG:
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