Sonntag, 12. August 2018

VOLLBLÜTER: Gute Darsteller - schlechte Geschichte [REVIEW]

Das uns mit Vollblüter eine etwas schwerere Kost auf der Leinwand erwarten würde, war vermutlich schon in den Trailer stellenweise ersichtlich. Schließlich konnte man ihn dort nicht direkt in ein Genre einsortieren. Möglicherweise ist es auch genau das Problem, warum dieser "Thriller" für viele Zuschauer einfach nicht gut funktioniert. Weil es im Endeffekt auch kein "Thriller" war.


Information zum Film:
Originaltitel: Thoroughbreds
Kinostart: 09.08.2018 (GER)
Altersfreigabe: FSK 16
Länge: 93 Minuten
Genre: Thriller
Budget: ca. 5 Mio. US $
Regie: Cory Finley

Cast (Rolle/Schauspieler):
Amanda / Olivie Cooke
Lily / Anna Tylor-Joy
Tim / Anton Yelchin
Mark / Paul Spark
Lilys Mutter / Francie Swift
Karen / Kaili Vernoff

Kritik:
In den USA ist Vollblüter (Originaltitel: Thoroughbreds) sang und klanglos an den Kassen gescheitert. Nach sieben Wochen Laufzeit hatte er gerade einmal drei Millionen US Dollar eingespielt. Selbst das für heutige Verhältnisse extrem niedrige Budget von 5,4 Mio. US Dollar hat er damit nicht erreicht. Klar, im Ausland werden die Zahlen noch erfasst, aber Vollblüter wird auch hierzulande, sowie in anderen Ländern wohl nicht die große Aufmerksamkeit bekommen. Das liegt vor allem an zwei vernichtenden Faktoren. Erstens laufen mit Filmen wie Mission: Impossible Fallout, Mamma Mia: Here We Go Again und Ant-Man And The Wasp sehr hochwertige Blockbuster, die ein breites Publikum anziehen und kaum eine Chance für B-Movies gestatten. Zweitens liegt es am Film an sich, der es in seinen eineinhalb Stunden versäumt eine ansatzweise spannende Geschichte zu erzählen. Und im Jahr 2018 ist die extrem langsame Erzählweise die man hier an den Tag legt, schon eine Garantie für einen Kinoflop. 

Bild: An den Leistungen von Anna Taylor-Joy, sowie Olivie Cooke gibt es eigentlich nichts zu meckern. | © 2018 Universal Pictures International Germany GmbH

Schauspielerisch hervorragend
Woran man den Misserfolg von Vollblüter definitiv nicht festmachen kann, sind die Hauptdarsteller. Anna Taylor-Joy als "Lily" und Olivie Cooke als "Amanda" haben ihre Figuren mit einer solchen Intensität gespielt, dass allein deren Leistungen ein Gang ins Kino wert sind. Sie konnten den Zuschauern eine echte Verbindung dieser beiden interessanten Figuren vermitteln, selbst wenn ihre Einzelgeschichten nicht besonders viel Raum für Entfaltung boten.
In besonderem Maße muss man Olivie Cooke hervorheben, die eine emotionslose Figur verkörpert. Als Schauspielerin, die sämtliche Emotionen auf Abruf darstellen sollte, ist eine solche Interpretation mehr als nur eine Herausforderung. Ihre Performance als Amanda ist allerdings das Stärkste was der Film im Angebot hat.  

Dünnes und extrem langsames Storytelling
Die Geschichte die uns hier präsentiert wird, ist in drei Kapitel eingeteilt. Warum? Das weiß wohl nur der Regisseur, Cory Finley, selbst. Der Inhalt bzw. die Story ist relativ schnell zusammengefasst und zum Ende hingegen überhaupt nicht spannend, geschweige denn fesselnd. Spätestens ab der Hälfte kann ein Zuschauer bei dem Besuch in Vollblüter ahnen wohin die Reise hingeht. Es wirkt beinahe so, als hätte man diesen Film, aufgrund der stinknormalen Settings an einem einzigen Tag abgedreht. Gleichzeitig hat es den Anschein als wäre das Drehbuch am selben Tag verfasst worden. Nach viel Aufwand sah es definitiv nicht aus. 
Letztlich ist es am Ende nur eine lahme Geschichte über Missgunst und Rache, sowie einem jungen Mädchen das die ganze Zeit über ein Ziel verfolgt, was sie im finalen Akt auf eine sehr unspektakuläre Art erreicht.

Bild: Der mittlerweile verstorbene Anton Yelchin (rechts) hat ebenfalls eine Rolle in Vollblüter. | © 2018 Universal Pictures International Germany GmbH

Kamera okay - Musik störend
Während man sich über die Kameraarbeit in Vollblüter nicht beschweren kann, so ist die dazugehörige Musik, wo für einzelne Szenen verwendet wurden, sehr eigenartig und des Öfteren äußerst störend. Es wird nur wenige Zuschauer geben, die sich mit diesem Stil anfreunden können. Vielleicht wollte man einfach nur einen psychischen Druck aufbauen, der sich im Laufe des Films nach und nach entlädt. Leider funktioniert das hier, aufgrund dieser eigenartigen Klänge, überhaupt nicht.
Demgegenüber schafft es die Kamera, durch ein sehr ausgewogenes Verhältnis zwischen Zooms und breiten Aufnahmen einzelne Charakterzüge und Geschehnisse besser einzufangen. Der Zuschauer ist dadurch viel näher an der Geschichte dran, als für gewöhnlich. Ohnehin ist diese sehr realitätsnah, auch wenn sie auf einer großen Leinwand weniger gut ankommt.

Fazit:
Vollblüter ist kein typisches Popcornkino. Wie man ihn am Ende einordnet, ist wohl eher vom Auge des Betrachters abhängig. Es hat zu wenig Spannung für einen Thriller, und auch zu wenig prägnante emotionale Momente für ein Drama. Vielmehr ist es ein Mischmasch, wo keine eindeutige Botschaft an den Zuschauer vermittelt wird. Was den Film vor einem Desaster allerdings bewahrt sind die beiden Hauptdarstellerinnen, die sich sehr intensiv in ihre Rollen hinein versetzen. Zeitgleich wurden ihre Regungen durch den starken Einsatz der Kamera gut eingefangen. Die musikalische Untermalung dagegen ist kaum erträglich. Am Ende ist es zu wenig um Vollblüter überhaupt in Erinnerung zu behalten.


MOVIE & MEDIA LION - BEWERTUNG

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