Montag, 19. November 2018

AUFBRUCH ZUM MOND: Ohne Zweifel Oscarverdächtig! [REVIEW]

Historische Ereignisse hatten es noch nie leicht auf der Kinoleinwand. Fast 50 Jahre nach der weltbekannten Mondlandung der Apollo 11, erhält der erste Mann auf dem Mond, Neil Armstrong, ein Biopic, dass es dramaturgisch zu den besten Filmen aus diesem Jahr zählt. Dabei lernen wir nicht nur mehr über die besagte Landung und das dahinter stehende Projekt, sondern auch den Menschen Neil Armstrong genauer kennen.


Zum Trailer

Information zum Film:
Originaltitel: First Man
Kinostart: 08.11.2018 (GER)
Altersfreigabe: FSK 12
Länge: 141 Minuten
Genre: Biographie/Drama
Budget: 59 Mio. US $
Regie: Damien Chazelle

Cast (Rolle/Schauspieler):
Neil Armstrong / Ryan Gosling
Janet Armstrong / Claire Foy
Mike Collins / Lukas Haas
Buzz Aldrin / Corey Stoll
Jim Lovell / Pablo Schreiber
Dave Scott / Jon Bernthal
Edward Higgins White / Jason Clarke

Kritik:
Eine Heldentat der Menschheitsgeschichte trifft auf eine tragische Figur. Eine Mischung zwischen Entschlossenheit und Frustration, legt die Grundlage für das Biopic Aufbruch zum Mond und damit auch eine Chance für mögliche Nominierungen der nächsten Oscars.

Zu keinem Zeitpunkt wirklich heroisch
Anstelle die Mondlandung und dessen Hintergrundgeschichte im Film zu heroisieren, widmet sich Aufbruch zum Mond, vor allem damit, welche Opfer auf dem langen Weg zu dem Meilenstein aufgebracht wurden, um dieses zu realisieren. Im Vordergrund steht natürlich der erste Mann auf dem Mond, von dem sich der Originaltitel First Man ableiten lässt. Neil Armstrong, wird uns zwar auf ewig für diesen einen Satz: "Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen... ein riesiger Sprung für die Menschheit" in Erinnerung bleiben, dafür wissen aber sehr viele im Grunde gar nichts über den Menschen an sich. Den Fragen, wie sein Leben vor und zum Zeitpunkt der Mondlandung war und wie er sich dabei fühlte, stellte sich Aufbruch zum Mond mit einer sehr tiefgründigen Geschichte. 

Bild: Neil Armstrong (Ryan Gosling) beim Astronautentraining. | © 2018 Universal Pictures International Germany GmbH

Dabei war der Weg dahin nicht gerade eine interessante, sondern eine eher traurige Geschichte, die viele mutige Astronauten mit dem Leben bezahlten. Innerhalb der über zweistündigen Story begegnen wir vielen Menschen, die Neil Armstrong auf diesem Weg begleiteten und in einigen Fällen sogar starben. So bleibt ein triumphales Gefühl für die Zuschauer weitestgehend aus. Es ist vielmehr eine Art Erleichterung - wenn man diesen steinigen Weg den dieses Drama mit viel Schmerz und Ernsthaftigkeit erzählt - die man empfindet, wenn die Crew der Apollo 11 endlich ihr Ziel erreicht. Aufbruch zum Mond ehrt dadurch nicht nur die Menschen, die bei der Mondlandung dabei waren, sondern auch diejenigen die Teil davon waren und es durch ihr verfrühtes Ableben nicht mehr miterleben konnten.

Interessantes Schnittbild
So authentisch wie möglich, wollte man die Erlebnisse der Astronauten, bis zu der finalen Mondlandung darstellen. Und größtenteils sind die Aufnahmen der Raumflüge so dargestellt, als wäre der Zuschauer nicht nur mittendrin, sondern auch gleich einen Eindruck vermittelt bekommt, wie Angst einflößend solch ein Flug und dessen Gefahren sein können. Es kommt viel Wackelbild zum Einsatz, was möglicherweise Zuschauer abschrecken kann, für diese Art von Film, allerdings unabdingbar ist. Nur durch genau diesen Schnitt, erfährt man, wie so eine Reise ins Ungewisse (zumindest aus damaliger Sicht) beinahe einem Himmelfahrtskommando glich. Oftmals mag es sogar so aussehen, als wäre dieser eine Flug auf den Mond, eine Art Glückstreffer gewesen, hinsichtlich der vielen Kleinigkeiten die im Weltraum schief laufen können. Das Szenenbild verstärkt den Eindruck, dass so ein Flug nicht nur eine abnorm schwere Sache an sich schon ist, sondern auch die klügsten Köpfe des Planeten an ihre Grenzen bringt.

Bild: Neil Armstrong (r., Ryan Gosling) bei einem Testflug. | © 2018 Universal Pictures International Germany GmbH

Ein starker Ryan Gosling und eine noch bessere Claire Foy
Was die sehr tiefgründige Geschichte und das bemerkenswerte Schnitt- und Szenenbild abrundet, sind die ausgezeichneten Darsteller. Davon stechen vor allem zwei enorm hervor. Zum einen wiedermal ein sehr stark agierender Ryan Gosling, der Neil Armstrong seinen typischen zurückhaltenden Stil und steife Mimik verleiht. Dabei wirkt es beinahe so, als könnte er dies bereits auf Knopfdruck hervorragend bewerkstelligen. Das genaue Gegenteil zu diesem wortkargen und teilweise introvertierten Charakter, ist die von Claire Foy dargestellte Ehefrau von Neil Armstrong. Diese verkörpert ihre Figur so umfassend, dass Janet Armstrong zur eigentlichen Heldin des Films avanciert. Denn während ihr Mann zu Weilen nichts anderes in seinem Kopf zu haben scheint, als dieses Projekt zu Ende zu bringen, hält sie die Familie zusammen. Und das gelingt Claire Foy in einer Weise, wie man es selten auf der Leinwand findet. Hierfür legt sie über den gesamten Film hinweg ihr ganzes schauspielerisches Repertoire in die Waagschale, sodass dem Zuschauer unmissverständlich vermittelt wird, wie bedeutend diese Figur für die gesamte Handlung des Films ist.

Ein Projekt das spaltet
In vielerlei Hinsicht ist das Ziel den Mond zu erreichen eines das alle Gruppen der Gesellschaft ansprechen will. Daraus resultieren natürlich nicht nur Befürworter, sondern auch Gegenstimmen. Beeindruckend ist die Tatsache, dass der Film sich selbst die Frage stellt, warum der Mensch unbedingt auf dem Mond landen muss. So wird in einem minutenlangen Zusammenschnitt offen gelegt, weshalb viele Menschen dieses Projekt boykottierten. Schließlich schlang es wahrheitsgemäß riesige Summen an Steuergelder auf, was nicht nur in den unteren Gesellschaftsschichten böse aufstieß. Während viele Filme dies gekonnt versuchen auszublenden, legt Aufbruch zum Mond diese Karte offen auf den Tisch und nimmt dementsprechend nicht direkt Stellung dazu, warum dieses Projekt so notwendig war. Am Ende jedoch steht eben die Figur Neil Armstrong wieder klar im Vordergrund, der dieses zu seinem Lebensprojekt verklärte und für ihn am Ende eine Art der Befreiung darstellt.

Bild: Neil Armstrong (Ryan Gosling) in seiner Astronauten-Montur. |  © 2018 Universal Pictures International Germany GmbH

Fazit:
Ein Biopic, dass definitiv einen Platz auf der großen Leinwand verdient. Aufbruch zum Mond offenbart den langen und steinigen Weg von Neil Armstrong, der viele Rückschläge hinnehmen muss, um diesen einen bedeutenden Moment zu erleben. Starke Darsteller, eine emotional aufgeladene Geschichte und ein sehr authentisches Szenenbild machen dieses Drama zu einem großen Höhepunkt aus 2018. Dabei bleibt sowohl für Trauer, als auch großer Euphorie viel Platz, da der Film ein sehr angenehmes Tempo anpeilt, wodurch die über zweistündige Geschichte am Ende nicht nur fesselt, sondern in gewissem Maße sogar inspiriert. Auf die Frage, ob Aufbruch zum Mond ein Favorit für die Oscars wird, kann man mit einem ganz klaren "Ja" antworten.


MOVIE & MEDIA LION - BEWERTUNG

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