Montag, 12. November 2018

DER VORNAME: Eine Dialog-Komödie mit viel Charme [REVIEW]

Wer sehen will, wie die Namensfindung eines Neugeborenes ordentlich in die Hose geht, hat im Kino aktuell ein perfektes Beispiel zur Auswahl. Der Vorname ist eine Neuverfilmung eines gleichnamigen französischen Ablegers aus dem Jahr 2012. Und diese überzeugt nicht nur durch geistreichen Humor, sondern auch scharfsinnigen Dialogen



Zum Trailer

Information zum Film:
Kinostart: 18.10.2018 (GER)
Altersfreigabe: FSK 6
Länge: 90 Minuten
Genre: Komödie
Budget: nicht bekannt
Regie: Sönke Wortmann

Cast (Rolle/Schauspieler):
Stephan / Christoph Maria Herbst
Thomas / Florian David Fitz
Elisabeth / Caroline Peters
Rene / Justus von Dohnany
Anna / Janina Uhse
Dorothea Böttcher / Iris Berben

Kritik:
Ein Film der möglicherweise als prägnantes Thema für einige deutsche Talkshows erheblichen Stoff zur Debatte hätte, ist aktuell im Kino wieder zu finden. Dabei stellt Der Vorname eine grundlegend richtige Frage, zu der es laut Gesetzgebung keine eindeutige Regelung gibt. 

Die perfekten Dialog-Gegner
Rein vom Drehbuch konnte man die Figuren, die sich mit dem Thema über die Namensgebung auseinandersetzen müssen, kaum besser wählen. Auf der einen Seite haben wir Christoph Maria Herbst der einen überaus hoch gebildeten Professor darstellt, und auf der anderen einen erfolgreichen Self-Made-Man der nicht einmal das Abitur hat, gespielt von Florian David Fitz. Dabei gehen sie der Frage auf den Grund, ob man im Jahr 2018, sein Kind mit dem Namen "Adolf" benennen darf. Eine sehr interessante Frage, auf denen die wenigen wohl eine von der Geschichte unabhängige Antwort bescheinigen können. Die Dialoge die durch dieses Thema innerhalb des Films entstehen sind aber keineswegs überspitzt oder übertrieben. Mit absoluten Scharfsinn und einigen sehr guten Argumenten dafür oder dagegen, hat Der Vorname damit eine perfekte Balance gefunden. So sehr, dass man nach Filmende sich sogar selbst die Frage stellt, ob es wirklich so verwerflich ist, sein Kind mit diesem Namen zu taufen.

Bild: Was als gemütlicher Abend beginnt, endet beinahe in einer Katastrophe. | © 2018 Constantin Film Verleih GmbH 

Feiner und kluger Humor
Der Vorname zeigt auf eine sehr kluge Art, wie lustig auch ein Film mit einem eher stark behaftetem Dialog-Plot sein kann. Selten kommt ein deutscher Film ins Kino, der sich mit einer sehr interessanten Frage schlüssig auseinandersetzt, und dabei sogar den ein oder anderen sehr großen Lacher auf die Leinwand zaubert. Hervorheben muss man dabei die vier Hauptakteure (Stephan, Thomas, Elisabeth und Rene) die durch die Debatte und den vielen verschiedenen Absichten sich gegenseitig zur Weißglut treiben. Trotzdem gönnen sich die Figuren hin und wieder eine kurze Auszeit von dem Thema und schmücken dabei ihre einzelnen Hintergrundgeschichten in einigen kurzen Rückblenden aus. Und selbst diese kurzen Rückblenden haben am Ende einen gewissen Charme. Zwar stehen dabei besonders die Dialoge zwischen Stephan und Thomas im Vordergrund. Aber Elisabeth und Rene haben beide ihre großen Auftritte, die einem nicht nur die Sprache verschlagen, sondern auch ein breites Grinsen aufs Gesicht zaubern können.

Unangenehme Momente im letzten Drittel
Der Vorname lässt leider zu einem gewissen Zeitpunkt im zweiten Drittel relativ stark nach. Das mag zum einen an einer sehr unangebrachten Auflösung einer geheimen Lovestory liegen, und zum anderen am Auftreten der hochschwangeren Anna, die dem Intellekt der meisten Figuren im Film, allen voran Stephan, schlichtweg unterlegen ist, und daher der Qualität der Dialoge einen kleinen Schaden zufügt. Einige Szenen haben zwar noch einen gewissen Witz, vermögen es aber nicht an den starken Start und dem guten Mittelteil anzuschließen. So kommt es in einigen sehr emotionsgeladenden Szenen teilweise zu einer unangenehmen Ruhe im Publikum. Irgendwo, im Zeitraum ca. nach einer Stunde, ist das große Thema, dass die Grundlage für die Geschichte ist, im Grunde abgearbeitet und der Rest des Films beschäftigt sich lieber mit anderen harmlosen Streitigkeiten.

Bild: Anna (Janina Uhse) und Thomas (Florian David Fitz) im Gespräch. | © 2018 Constantin Film Verleih GmbH 

Kleines Set mit großer Wirkung
Fast schon in Manier einer typischen 90er Jahre Sitcom handelt Der Vorname seine Geschichte zu gut 90% innerhalb eines Hauses ab. Dabei springt die Handlung nur selten von Raum zu Raum. Somit bleibt der Fokus rein auf den Dialogen, die wie schon erwähnt, zu dessen größter Stärke zählt. Zum Schluss muss natürlich noch die Geburt des Kindes gezeigt werden, die zwar kaum Teil des großen Konzepts ist und extrem kurz gehalten in die 90 Minuten Laufzeit eingearbeitet wurde. Dabei mag die Darstellung von diesem Ereignis vielleicht ein wenig albern, im Vergleich zur vorherigen Debatte erscheinen, aber dabei handelt es sich vielleicht nicht einmal um eine ganze Minute. Das kann man also verkraften. Eine Auflösung wie Thomas sein Kind nun nennt, lassen die Produzenten des Films aber interessanter Weise offen. 

Fazit:
Der Vorname ist eine deutsche Komödie mit viel Charme und sehr klugen Witzen. Eine gänzlich gelungene Abwechslung zum abartig hohen Anteil an Schweiger und Schweighöfer Komödien, die Deutschland schon seit Jahren überschwemmen. Deutsche Filme mit tiefsinnigen Dialogen und einer so interessanten Debatte haben national mittlerweile leider Seltenheitswert. Trotzdem kann man in den Raum werfen, dass selbst Zuschauer von den stilistisch schwächeren deutschen Komödien der letzten Jahre, sich gut mit Der Vorname amüsieren können. Eventuell sogar besser!


MOVIE & MEDIA LION - BEWERTUNG

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