Montag, 26. November 2018

NUR EIN KLEINER GEFALLEN: Wenn Optik alles andere überblendet [REVIEW]

Es soll Filme geben, die sich am Ende ihrer Laufzeit, nicht konkret in irgendeine Kategorie (Genre) einordnen können. Nur ein kleiner Gefallen mixt Thriller mit Krimi, sowie Drama mit Komödie. Das Konzept hat zwar einen interessanten Ansatz, aber genutzt wird das kaum. Und trotzdem hat man Ende das Gefühl einen guten Film gesehen zu haben. Aber warum ist das so? 


Zum Trailer

Information zum Film:
Originaltitel: A Simple Favor
Kinostart: 08.11.2018 (GER)
Altersfreigabe: FSK 12
Länge: 117 Minuten
Genre: Thriller/Drama
Budget: 20 Mio. US $
Regie: Paul Feig

Cast (Rolle/Schauspieler):
Stephanie Smothers / Anna Kendrick
Emily Nelson / Blake Lively
Sean Townsend / Henry Golding
Darren / Andrew Rannells
Diana Hyland / Linda Carellini
Dennis Nylon / Rupert Friend
Margaret McLanden / Jean Smart

Kritik:
Nur ein kleiner Gefallen gehört zum Ende des Jahres hin wohl zu den eigenartigsten Filmen aus 2018. Eine Geschichte die unentschlossen aufgebaut und konstruiert wird, findet gerade aufgrund seiner unmöglichen Einordnung in  ein bestimmtes Genre viel Anklang. Irgendwas kann doch da nicht stimmen?

Das Konzept ist interessant
Treffen sich zwei Frauen! So könnte man den Inhalt der ersten fünfzehn Minuten, wenn man gemein wäre, grob zusammenfassen. Das wird aber dem Inhalt nicht ganz gerecht. Schließlich trifft hier reiche Schicht auf mittlere Schicht innerhalb der Gesellschaft. Und mal abgesehen davon, dass so ein Kontaktaufbau wie er im Film präsentiert wird, in der Realität mit großer Wahrscheinlichkeit nicht vorkommen wird, ist gerade dieses Zusammenspiel einer der großen Pluspunkte in Nur ein kleiner Gefallen. Denn nicht häufig wird in Filmen versucht diese Gegensätze als Freundschaft nach und nach heranwachsen zu lassen. So wäre gerade das erste Drittel des Films als eine Art Gesellschaftssatire am besten beschrieben. Verstärkt wird das zudem durch die beiden Protagonisten Stephanie (Anna Kendrick) und Emily (Blake Lively), die sich nicht nur wegen ihre Häuser oder ihren Outfits komplett unterscheiden, sondern (und das ist viel spürbarer) wegen ihrem zwischenmenschlichen Verhalten. Während die eine fürsorglich und liebevoll zu ihrem Kind ist, ist die andere selbstsüchtig und aufbrausend. Es lässt sich wohl auch leicht herleiten, auf wen man beide Beschreibungen zuordnen kann. Letztlich lässt der Film dieses Zusammenspiel im Laufe der Zeit auflösen, was unter anderem dazu führt, dass die Geschichte sich des Öfteren selbst komplizierter macht, als sie vermeintlich ist.

Bild: Unterschiedlicher können Mütter nicht sein. Anna Kendrick als Stephanie (l.) und Blake Lively als Emily (r.) | © 2018 Studiocanal

Was für eine Geschichte soll erzählt werden?
Nach der Hälfte des Films weiß man als Zuschauer immer noch nicht, wo genau man den Film einsortiert. Während der Beginn mit verhaltenen Anspielungen und seinem eigenartigen und teilweise markanten Humor sich interessant erzählt, ist der Mittelteil genau der Balken der das Haus einstürzen lässt. Von einer einigermaßen gelungen Satire rutscht der Film durch einen überaus konstruierten Twist in einen langweiligen Krimi ab. Das zuvor gut erdachte Konzept bleibt dadurch links liegen und macht Platz für neue Ideen die sich relativ schnell im Sand verlaufen. So wäre gerade durch eine Auflösung am Ende des Films viel mehr Spannung aufgebaut und die Geschichte der einzelnen Charaktere besser durchleuchtet worden. Auf der Zielgeraden pendelt der Film zwischen einem durchwachsenen Familiendrama und einem wenig unterhaltsamen Thriller, ohne sich klar auf eins der beiden fokussieren zu können. 

Look und Sound sind Schlüssel zum Erfolg
Abseits von Story und Charakteren gibt es für Filme schließlich auch noch andere wichtige Kategorien. Und gerade Optik, sowie die eindringlichen französischen Musikstücke finden hier ihre Abnehmer. Denn das sind genau die Eigenschaften die Nur ein kleiner Gefallen in hohem Maße aufwerten. Sowohl Kostüm, als auch die einzelnen Sets (sei es der Luxustempel von Emily oder das smarte Einfamilienhaus von Stephanie) machen den Eindruck als würde das zu 100% genau in diesen Film reinpassen. Zusammen mit den vielen Kostümen, die durch Anna Kendrick und Blake Lively bildhaft schön in Szene gesetzt werden, vermittelt das geradezu einen perfekten Look, der wie wir wissen, vermutlich nur aus Tagträumen stammen könnte. Zudem verschönern die Tracks des Films das Erscheinungsbild umso mehr, sodass teilweise schlechte Dialogen oder stupide Charakterhandlungen extrem gut kaschiert werden.

Bild: Stephanie (Anna Kendrick) erfährt vom Verschwinden ihrer Freundin. | © 2018 Studiocanal

Zwei Hauptdarsteller als zusätzlicher Boni
Selbst wenn im Schlussakt womöglich nur der Gag mit dem amerikanischen Hybrid im Gedächtnis bleiben wird, so kann man den Erfolg des Films wohl nur zwei Personen zuschreiben. Nämlich Anna Kendrick und Blake Lively die als Duo wirklich sehr gut funktionieren. Die Beziehung, die die beiden im Film spielen, kauft man ihnen voll und ganz ab. Dadurch das eben genau diese zwei Schauspieler so im Vordergrund schweben, macht es dies für jede Nebenfigur natürlich  umso schwerer in irgendeiner Form präsent zu sein. Nicht einmal Henry Golding, der mit Crazy Rich Asians einen riesen Kinohit landete, sticht aus der überschaubaren Besetzungsliste hervor. Aber vielleicht macht das am Ende gerade den Charme von Nur ein kleiner Gefallen aus. Das eben nur die Personen die optisch alle Möglichkeiten besitzen, auch die Handlung grundlegend bestimmen, anstatt noch zusätzliche Plots mit einzubeziehen, selbst wenn die Story an sich schon sehr sprunghaft ist.

Fazit:
Viel von der chaotischen Geschichte wird dem einzelnen Zuschauer wohl nicht im Gedächtnis bleiben. Dafür allerdings kann sich das Auge an vielen optischen Spielereien und dem herausstechenden Look des Films satt sehen. Wer auf einen packenden Thriller oder einen spannenden Krimi hofft, hält sich am besten lieber fern. Der Fokus liegt eher auf den Stil des Films, der es komischerweise schafft alle unplanmäßigen Änderungen auszublenden. Wer sich trotzdem noch die Frage stellt, wo sich Nur ein kleiner Gefallen als Filmgenre einordnen könnte, wird am Ende mit einem großen Fragezeichen aus dem Kino gehen. 


MOVIE & MEDIA LION - BEWERTUNG

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen