Sonntag, 16. Dezember 2018

PHANTASTISCHE TIERWESEN 2: Lückenfüller oder nicht? [REVIEW]

Das zweite Abenteuer der Phantastische Tierwesen regt zum Nachdenken an. Warum? Er hinterfragt gewissenhaft wie eine Welt aussehen würde, in dem sich die magische Welt als dominierende Macht aufspielen will. Nachdem im ersten Teil Grindelwald gefangen genommen wurde, sehen wir in Teil zwei seinen Aufstieg zum charismatischen Despoten und wie Newt Scamander und seine Freunde diese zu verhindern versuchen.

Zum Trailer

Information zum Film:
Originaltitel: Fantastic Beasts: The Crimes Of Grindelwald
Kinostart: 15.11.2018 (GER)
Altersfreigabe: FSK 12
Länge: 134 Minuten
Genre: Fantasy
Budget: ca. 200 Mio. US $
Regie: David Yates

Cast (Rolle/Schauspieler):
Newt Scamander / Eddie Redmayne
Tina Goldstein / Katherine Waterston
Queenie Goldstein / Alison Sudol
Jacob Kowalski / Dan Fogler
Gellert Grindelwald / Johnny Depp
Credence Barebone / Ezra Miller
Nagini / Claudia Kim
Leta Lestrange / Zoe Kravitz
Theseus Scamander / Callum Turner

Kritik:
Das erste was beim Anschauen des Films dem Zuschauer schnell ins Auge fällt, ist das allgemeine Feeling. Denn dieses ist durchweg nicht mehr so fröhlich und sympatisch angehaucht wie der Vorgänger. Es wird düster und somit auch um einiges Erwachsener.

Eine ernste Geschichte mit zu vielen Einzelgeschichten
Im Vergleich zu Teil eins, wo zunächst das Kennenlernen der Tierwesen im Blickpunkt stand, hat Grindelwalds Verbrechen von Anfang an keine eher kinderfreundliche Geschichte an den Tag gelegt. Es geht vielmehr um Entscheidungen die nicht nur die einzelnen Individuen, sondern eine ganze Gesellschaft prägen könnten. Es ist nicht mehr ein klassisches Abenteuer, wo die Zuschauer einem Protagonisten folgen und auf seinem Weg viele lustige Momente erleben. Vielmehr bietet Grindelwalds Verbrechen mit seinem Plot, eine Anspielung auf die parallel verlaufende Geschichte der Menschheit, die sich ebenfalls im Zwiespalt befindet. Denn dort (Ende der 1920er) beginnt der Aufstieg des Nationalsozialismus, der Europa und die Welt am Ende in einen zerstörerischen Krieg führt. Dies wird sogar in einer Szene 1:1 als Vision dargestellt, mit dem ausdrücklichen Hinweis sich über die nicht magischen Artgenossen zu stellen, um diese vor ihren künftigen Fehlern zu bewahren. Ein relativ interessanter Ansatz, der aber aufgrund anderer Handlungsstränge nicht weiter Beachtung findet.

Bild: Newt (g.r., Eddie Redmayne) und Jacob (mitte, Dan Fogler) sind dieses mal in Paris unterwegs. | © 2000-2018 Warner Bros.

Denn viele weitere Geschichten finden ihre Zeit in den 134 Minuten. Dort fließen nämlich Familientragödien, Liebesbeziehungen und Grindelwalds Verbrechen ein, die für ein heilloses Wirrwarr im Mittelteil verantwortlich sind. Dem hinzu kommen viele Rückblenden in die Kindheit von Newt Scamander und Leta Lestrange, die vielen Fragen nur eine ankratzende Antwort geben oder sogar neue Fragen hinzufügen, die die Handlung nicht wirklich vorantreiben. So sind z.B. die Nachforschung nach Credence Barebones Herkunft nahezu eine große Zeitverschwendung. Demgegenüber allerdings legt der Aufstieg von Grindelwald und seine äußerst charismatische Erscheinung einen Grundstein für die komplette Saga der Phantastischen Tierwesen. Es geht nicht mehr um einen ultimativen Bösewicht, der Jagd auf einen Teenager macht, sondern um einen manipulativen und sehr intelligenten Zauberer, der das Geschehen lenken will. Und dieser scheint wirklichen den perfekten Darsteller gefunden zu haben:

Bild: Gellert Grindelwald (l., Johnny Depp) mit einer Komplizin in Paris. | © 2000-2018 Warner Bros.

Johnny Depp ist ein hervorragender Grindelwald
Man kann sagen was man will. Johnny Depp weiß einfach wie er kuriose Gestalten zu verkörpern hat, damit sie nachwirkend in Erinnerung bleiben. Auch Grindelwald wird sich in die Liste von Figuren wie Jack Sparrow (Fluch der Karibik), Sweeney Todd oder Der verrückte Hutmacher (Alice im Wunderland) nachhaltig eingliedern. Die Frage bleibt nur, ob Johnny Depp dieser Figur weiterhin eine solche Ernsthaftigkeit verleiht, wie er es im aktuellen Streifen präsentiert hat. In Grindelwalds Verbrechen hat er es definitiv geschafft dieser Figur seinen ganz eigenen Stempel aufzudrücken. Allein sein Outfit wäre schon wieder ein perfektes Beispiel für einen Dauerbrenner für die Faschingszeit. Dem hinzu kommt die Art und Weise wie Grindelwald versucht die Massen zu beeinflussen. Ähnlich wie viele Diktatoren aus der Vergangenheit, scheint es so, dass diese Figur allein durch die Wortwahl, die Leute zum Umdenken anzuregen vermag. Dies spürt man von Anfang bis Ende relativ deutlich, da ohnehin viele Personen der magischen Welt mit Ängsten und Sorgen zu kämpfen haben und dadurch zu einem Ziel für den magischen Despoten werden. Grindelwald prägt den Plot und ist damit ein großer Gewinn für das gesamte Franchise.

Eine Prise Humor und sympatische Hauptfiguren
In Teil eins lernten wir sie erstmals kennen. Die Figuren rund um den sonstigen Einzelgänger Newt Scamander. Besonders die Figuren aus dem ersten Teil sind auch diejenigen, wo im zweiten Teil den besten Eindruck hinterlassen. Sei es eine eifersüchtige Tina, ein tollpatschiger Jacob oder die über die beide Ohren verliebte Queenie. Genau diese erleben zwar nicht die größten Entwicklungen, scheinen aber beim Publikum eine positive Wirkung zu erzielen. Und dies führt zu einigen sehr gefühlvollen Szenen, als auch einer kleinen Prise Humor, in dieser eigentlich so düsteren Geschichte. Vielmehr hätte es davon auch nicht unbedingt haben müssen, da sonst der Fokus auf den entscheidenden Moment einfach verloren gegangen wäre. Eine Lovestory zwischen Newt und Tina fand daher nur wenig Aufmerksamkeit, zeugt aber weiterhin davon wie sympathisch diese Charaktere auf den Einzelnen wirken können. Vielleicht sind es am Ende einfach auch zu viele Figuren, die im Rampenlicht stehen, sodass eben die Entwicklung unserer vier Hauptcharaktere ein wenig untergeht. Ein wenig mehr von Credence oder dann doch mehr vom machthungrigen Grindelwald wäre da wohl eine bessere Variante gewesen.

Bild: Newt mit einem neuen Tierwesen | © 2000-2018 Warner Bros.

Visuell wieder klasse (mit kleineren Abzügen)
Während wir zuvor nur die Tierwesen aus Newts Koffer Kennenlernen durften, erhalten wir im jetzigen Teil einen größeren Einblick in die Welt der Magier und bekommen dadurch auch neue Tierwesen zu Gesicht, die zum größten Teil wieder gut überzeugen konnten. Und ja, auch der Niffler und der Bowtruckle finden ihren Auftritt. Egal ob in einem magischen Zirkus in Paris oder im französischen Ministerium, man trifft stets irgendwann innerhalb der Story auf Tierwesen, die visuell sehr gut zur Geltung kommen. Einziger Minuspunkt sind die nicht gerade mangelfreien CGI-Katzen des Minesteriums.

Selbst wenn die Tierwesen dann doch nicht immer ihren Platz in die Geschichte finden, so bieten auch die magischen Kämpfe wieder etwas Abwechslung. Denn wie wir aus den vorherigen Filmen der Harry Potter Saga wissen, ist dort der Zauberspruch an sich, dass Thema was die Wizarding World so einprägsam macht. In Phantastische Tierwesen allerdings würden die Kämpfe an sich dadurch allerdings wirklich lächerlich aussehen, wenn jeder Zauberer wild mit Worten umher schreien muss, um den Gegner auszukontern. In den beiden letzten Filme hatte dies wohl auch die Harry Potter Saga eingesehen. Praktik scheint wohl am Ende doch ein besserer Lehrmeister als die Theorie zu sein. Nichtsdestotrotz hat die magische Fuchtelei mit den Zauberstäben auch hier wieder seinen Teil beigetragen, auch wenn die Action weniger geworden ist.

Spannung hält sich bis zum Schluss
Auch wenn der etwas zähe Mittelteil dem einen oder anderen Zuschauer viel abverlangt, so kommt dennoch ein gewisser Grad der Spannung auf, wenn Grindelwald sein Geheimtreffen abhält. Dieser Schlussakt ist mithin das interessanteste am ganzen Film, denn wir sehen wie viel Respekt und Ehrfurcht die Protagonisten vor diesem nahezu übermächtigen Magier haben. Und dieser strahlt trotz der großen Anzahl an Gegnern immer eine solche Zuversicht aus, als könne ihm absolut keiner das Wasser reichen. Zudem setzt der Schluss die große Frage auf, wer sich für die eine oder die andere Seite entscheidet. Dabei kommt es auch zu einigen emotional aufgeladenen Momenten, die die weitere Geschichte  und viele der Charaktere ebenfalls prägen werden. Das Ende macht Laune auf mehr, denn es lässt zwar Fragen offen, scheint sich aber seiner Sache bewusst zu sein und rückt den Antagonisten so gut in Szene, dass die Wage der magischen Welt zu kippen droht.

Bild: Credence (Ezra Miller) vor seiner wichtigen Entscheidung im Film. Im Hintergrund wartet Gellert Grindelwald. | © 2000-2018 Warner Bros.

Fazit:
Grindelwalds Verbrechen macht einen gewollten und wichtigen Schritt. Er wirkt im Allgemeinen viel ernster und düsterer als sein Vorgänger und hat einen klaren Gegenspieler, der nicht nach Schema F entstanden ist. Johnny Depp ist als Gellert Grindelwald ein echter Blickfang und sorgt dafür, dass die heile Welt der Magier Kopf steht und sich nachhaltig spaltet. Das letztlich große Problem sind viele Plots von Charakteren der zweiten Reihe, die kaum bis wenig eine nennenswerte Entwicklung nach sich ziehen. Dennoch scheint durch eine spannende Schlusssequenz, dass Augenmerk eher auf die kommenden Filme gelenkt zu werden. Grindelwalds Verbrechen mag daher zwar der Titel eines "Lückenfüllers" angeprangert werden, scheint aber die magische Welt weiter ausbauen zu wollen, was definitiv mehr Abwechslung verspricht. Bye bye Hogwarts! Hallo "Wizarding World"!

MOVIE & MEDIA LION - BEWERTUNG


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